Hans-Georg Kaiser
Wenn in Belgrad die
Bomben fallen
(Ich beobachtete das selbst)
Elegant wie ein Tänzerin
und schwebend wie ein Schmetterlrling
paradiert eine Kellnerin,
eine Gastarbeiterin aus Jugoslawien,
in Esslingen, Deutschland, zwischen den Tischen
und dem Büffett hin und her.
Die hasserfülltem Blicke der deutschen
Biertischpatrioten, iihre provokanten
Blicke und heimtückischen Fragen
können sie nicht treffen.
Sie lächelt nur wie im Traum
und mysteriöse Funken springen
von ihr auf die Gäste über.
Die Nationalisten werden unruhig,
wissen nicht, was sie machen sollen.
Warum reagiert dieses verdammte Weib
so seltsam?
Aber sie denkt an etwas ganz anderes.
Sie denkt an ihren Geliebten.
Sie erhielt einen Brief von ihm.
In diesem Brief schrieb er,
dass er noch lebt,
dass er sie über alles liebt,
und dass er nur an sie denkt,
wenn in Belgrad die Bomben
fallen.
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