Mit genügend Einfühlungsgefühl und anschliessendem gemeinsamen Betrachten der Aufnahme habe ich bei derartigen Motiven nie Probleme gehabt. Meist wurde da sehr viel gelacht.

Uffz - noch so ein schönes aber ergiebiges Thema :-)

Ich würde sagen, es kommt auf die Situation an. Grad bei jüngeren Menschen, oder Kindern, klar, fragen, dann gemeinsam lachen. In dieser Hinsicht muss und möchte ich auch noch mutiger werden.

Aber so generell gesagt - wohl auch nicht. Ich mach' mal ein Vergleich:
Dies hier ist eine Touristen-Strasse Kategorie 1. Fotos machen kein Problem.



Die Strasse, wo ich die Wäscheleinen und die Küche aufgenommen habe, ist für mich eine Touri-Strasse Kategorie 2 - etwa 2-3 Querstrassen von Strasse 1 entfernt. Dort sind Touristen bereits seltener, aber doch auch noch häufig anzutreffen. Heimlich aufnehmen tue ich eh nicht gerne udn daher fast gar nicht, und wenn sie's dort sehen, dann gucken sie böse (ja, der Chefkoch z.B., aber was macht man nicht alles...*g*)

Und dann gibt's (immer für mich, klar) noch die 0(Null)-Touri-Strassen, resp. die 100% einheimischen Strassen. So eine ist die auf dem Bild mit dem Strassenkehrer. Da ist dann auch nix mehr mit in der Menge untertauchen, schon gar nicht wenn man leicht als Ausländer zu erkennen ist.

Jetzt halt doch ein bisschen blogging hier: Ich bin durch diese Strasse gelaufen, und habe versucht, mich so unsichtbar wie möglich zu machen. Habe die Kamera umgehängt gehabt, und mit der Hand fest an mich gedrückt - nicht aus Angst vor Diebstahl, sondern weil ich auf den ersten Blick klar kommunizieren wollte, dass diese im Moment ausser Betrieb ist. Ich sah in Wohnzimmer, und Gemeinschaftsbetten. In Küchen, die aussen für alle gemeinsam angebaut waren. Blumentöpfe und Minigärten überall. Eine junge Frau hat Zwiebeln geschält, andernorts wurde bereits gegessen. Da war leise Musik irgendwo, und vielerorten auch Gespräche, und ansonsten alles still und leise. Ein alter Mann sass da, mit geschlossenen Augen. Die waschenden Frauen waren etwas weiter um eine weitere Ecke, den Mann ganz vorne mit der Zigarette sieht man ja. Nein, das kann udn will ich dann auch einfach nicht fotografieren. Das ist ein Eindringen in eine andere Welt, und da benehme ich mich so angepasst und unauffällig wie möglcih.

Das ist dann so ein Moment, wo ich mir voll bewusst bin, was das eigentlich für ein Privileg ist, das überhaupt erleben zu dürfen. Und das bewahre ich mir dankbar im Herzen.

Eine gute Übung zur Überprüfung finde ich auch - es sich umgekehrt vorzustellen.

Vor ein paar Jahren wurde ich mal von einer Gruppe Japanern beim Einkaufen mit den Mädchen geknipst - beide hatten damals noch lange blonde Haare. Also voll verständlich, klar! Aber dennoch auch komisch irgendwie. Wer weiss, wer dieses Bild jetzt wo in Japan irgendwo im Familienalbum hat - "Einheimische mit Mädchen und Kinderwagen" *g*

Aber dass Jemand hier in der Strasse vorbeilatscht, und uns mit der Kamera durch die offene Tür beim essen knipst? Nogo. Würde er um Erlaubnis für ein Bild "Einheimische Schweizer beim essen" fragen - hm. Schon eine komische Vorstellung! Das ist Alltag, Privatshäre. Dann würde ich ihm wohl schon eher ein Posing beim Quilten oder Stricken oder Brettchenweben anbieten.

Ja, ist wieder lange geworden... :-) ich muss und will aber nicht recht haben. Einfach Gedanken meinerseits zu diesem spannenden Thema. Denn dass es möglich ist, sensibel damit umzugehen, sehe ich ja tagtäglich hier bei Iper, nicht zu letzt bei Dir, Uranos. Oder speziell auch bei Thorsten Cologne, der auch wunderschöne Reisebilder zeigt.

Jedenfalls ein Einzelstück, handwerkliche Rückbesinnung.
Und hier das neueste von meiner Hand!
Die Menschen können sooo grausam sein!