Ich bin gleich mal kritisch: Getränke zum halben Preis kriegen, wenn man die Bestellung twittert? Gar ein Gratisgetränk, wenn man sich über Foursquare eincheckt? Muß man sowas gut finden? Ich muß nicht.

Ich empfinde es unangenehm, wenn sich Leute, mit denen man sich trifft, mehr mit ihrem Handy beschäftigen als unbedingt nötig. Wenn es sogar zum Konzept einer Veranstaltung gehört, ist es für mich entweder kultig -- wie bei einem Twabendessen oder einem Twestival -- oder schlichtweg blöd.

Ich selbst habe durchaus ein Handy mit einer von mir vielgenutzen und wirklich genialen Twitter-App drauf (Gravity), und es hat neben der WLAN-Fähigkeit auch eine (Prepaid-)Karte mit günstigem Datentarif und Abrechnung im vorteilhaften 10-KB-Takt drin. Es kann mit Java und Symbian genug Apps und hat sogar GPS. Kurzum: Ich könnte also auch. Ich kann auf dem Ding sogar schnell tippen. Ich will aber nicht!

Jedenfalls nicht auf einer Veranstaltung wie der pl0gbar, deren Bremer Variante derzeit von den sehr engagierten und symphatischen Hayduks organisiert wird. Das Konzept ist momentan so, daß am Anfang bis zu drei jeweils maximal 10minütige lockere Vorträge (mit oder ohne Beamer) gehalten werden, in denen jemand irgendein Steckenpferd zeigt, das mit sozialer Vernetzung, mobilen Anwendungen oder Web 2.0 -- oder meist irgendwie mit alledem zugleich -- zu tun hat. Anschließend geht das Ganze in lockere Gesprächsrunden über. Eine wunderbare Sache für einen entspannten Werktag-Abend.

Ich war schon auf vielen pl0gbars, weil diese auch gelegentlich die Organisatoren und recht oft die Location wechseln, also immer auch aus Metasicht spannend bleiben. (Ich finde einfach gerne heraus, warum und wie sich Menschen treffen.) Außerdem höre ich leidenschaftlich vorgetragenen Erfahrungsberichten auch dann gerne zu, wenn mich das Thema -- wie z.B. neulich Geocaching -- selber eher weniger interessiert. Auch bei der letzten pl0gbar waren wieder interessante Themen (wenn auch diesmal mit für meinen Geschmack zu geringer Informationsdichte -- was aber keine Kritik sein soll). Die Location (ein Hotel in Bahnhofsnähe) war für mich außerdem mit dem Fahrrad bestens erreichbar, die Leute wie üblich sehr nett, und das Ambiente in angenehmem Kontrast zur vorherigen Location Abfertigung.

Was mich diesmal aber sehr gestört hat, war eben das eingangs erwähnte Getränkegebot bzgl. Twitter und Foursquare. "Das löste selbstverständlich eine Welle der Begeisterung aus" lese ich im Nachhinein. Bei mir hat es das nicht. Ich finde so etwas absolut unmöglich. Was ist denn, wenn jemand kein entsprechendes Handy hat? Oder die Auswahl des eigenen Getränkes nicht weltweit veröffentlichen will? (Stichwort: Datensparsamkeit.) Oder schlichtweg einfach keine öffentliche Werbung für dieses komische "Design"-Hotel machen will (in dem man - angeblich - z.B. ein Zimmer ohne Schrank kriegt, wenn man nicht explizit eines mit Schrank bestellt)? Ich habe also demonstrativ auf ein Getränk verzichtet und bin lieber leicht anverdurstet (zumal man es sich ohnehin von der Theke selbst hätte abholen müssen -- auch bei Bestellung über Twitter). Den vierfachen Preis wie die anderen (für zwei Getränke) wollte ich nicht zahlen.

Weitere Kritik von mir: Ich fand diese Location für den Event-Typ pl0gbar auch sonst eher weniger geeignet, weil es sich um eine Hotellobby handelt, die zwei für eine Hotellobby typische entscheidende Nachteile hat, nämlich zum einen die Sitzanordnung, die erfolgreich verhindert, daß jeder jeden sehen kann, und zum anderen die fehlende akustische Abkopplung von den anderen Hotelgästen. Übertrieben gesagt: Man sah niemanden -- und hörte nix.

Mein persönliches Fazit also ist: Ich freue mich auf den nächsten Locationwechsel. Und das, obwohl diese Hotellobby in der Gesamtbilanz trotz allem nicht die schlechteste aller bisherigen pl0gbar-Locations in Bremen war. (Ich denke da nur an die nicht so gelungenen Veranstaltungen in Locations mit Raucherbereich und dadurch entsprechend gespaltener Gruppe. So einen gab es diesmal Gott sei Dank nicht.) Wäre da nur nicht jener Getränkequatsch mit Foursquare und Twitter. Auch wenn ich sonst eigentlich überhaupt nicht der Meckertyp bin, lehne ich das hier persönlich so sehr ab, daß ich es einfach nicht unterstützen mag.

Eine interessante Veranstaltungsreihe ist und bleibt es natürlich trotzdem, diese Sache mit der seltsamen Null im Namen. Und vielleicht habe ich hier -- trotz aller Kritik -- ein wenig neugierig drauf gemacht. Hier abschließend ein Bild von dem Vortrag über Videofilmen mit Spiegelreflexkameras: