So richtig begeistert bin ich nicht.
Die Hardware
Ich hatte Ubuntu 8.04 auf einem Testrechner drauf. Es ist ein alter Rechner mit 1GB DDR1-400-RAM in zwei 512er Riegeln. Aufrüsten auf 2GB lohnt nicht mehr, da das so bei 80 Euro liegen würde, weil beide Riegel ausgetauscht werden müßten. Die Grafikkarte ist ebenfalls sehr alt. Die kleinste zeitgenössische Karte käme aber so um 100 Euro, weil der Grafikslot noch AGP ist. Für PCI Express kosten gleichwertige Karten nur die Hälfte und auch 2GB Speicher überhaupt kein Geld. Sinnvoller wäre also nur zugleich auch ein Board-Tausch. Das wollte ich aber nicht, weil der Rechner ansonsten ausreichend schnell und leise ist, also eigentlich völlig ok. Es ist ein Zweitrechner zum Spielen, der nicht aufgerüstet werden soll.
Sound
Mit dem Ubuntu 8.04 hatte ich keinen Ton. Ich habe vor der Neuinstallation mit Ubuntu 9.10 daher mal Windows 7 mit einer Testlizenz ausprobiert. Windows 7 sagte, es wäre kein Sound-Device enthalten, also habe ich mir für 20 Euro eine Soundblater 5.1 gekauft und eingesteckt. Danach war Sound. Jedenfalls unter Windows 7. Nach dem Drüberbügeln von Ubuntu 9.10 war nur noch Rauschen. Da ich auch ein loses Kabel aufgesteckt hatte, was vermutlich zum Onboard-Sound gehörte, konnte man unter Ubuntu nun sogar zwischen zwei Sounddevices auswählen. Onboard war durch die eingesteckte Karte aber deaktiviert, also habe ich die Karte wieder ausgebaut. Geholfen hat es nicht. Nun war kein Rauschen mehr, aber immer noch kein Sound. Ich kriege Sound auf dem Rechner also offenbar gar nicht zum Laufen, weil Ubuntu unfähig ist, eine simple Soundblaster-Karte oder normalen Onboard-Sound zu erkennen. Windows 7 hatte sich die Treiber sogar selbständig aus dem Netz geholt. Und auch proaktiver über Soundprobleme informiert, als die Karte noch nicht eingesteckt war und das Kabel abgezogen. Kein gutes Zeugnis für Ubuntu.
Grafik
Auch sonst ist mein Eindruck von Ubuntu 9.10 nicht berauschend. Gleich nach der Installation hatte der Desktop keinen Hintergrund, sondern war einfach schwarz. Der Versuch, einen zu setzen, führte immer wieder zum Systemhänger nach dem nur Booten half. Bis meine Freundin schließlich ein Menü gefunden hatte, in dem man visuelle Effekte abschalten konnte. Erst dann ging es. Ubuntu hat also nicht einmal geprüft, ob die Karte die aktivierten Effekte überhaupt kann. Schwaches Bild. Auch bei Grafik gibt Ubuntu also nicht ausreichend Unterstützung.
Stabilität
Nun wollte ich DestroyTwitter installieren, weil das die wichtigste Anwendung ist, die man überhaupt haben kann. Auf dessen Homepage gibt es ein Flash-Applet, das das nötige Adobe AIR gleich mit installiert. Das wiederum dafür nötige Flash-Plugin in Firefox konnte aber von dort nicht automatisch mit installiert werden. Unter Windows hätte das funktioniert. Also habe ich es manuell von der Flash-Homepage installiert. Anschließend war Ubuntu zerschossen. Es ließ sich nichts mehr installieren oder deinstallieren. Eine Neuinstallation von Ubuntu wäre angesagt gewesen, hätte Freund Google nicht einen Tip gehabt: In einer Konsole habe ich
sudo rm /var/lib/dpkg/info/adobe-flashplugin.prerm
sudo dpkg --remove --force-remove-reinstreq adobe-flashplugin
eingegeben. Anschließend konnte ich im Software-Center von Ubuntu das flash-Plugin installieren. Danach klappte es auch mit DestroyTwitter und transparenter AIR-Mitinstallation. Aber erstmal war eben googlen und frickeln notwendig, um ein zerschossenes System zu retten. Peinlich und eigentlich untragbar! Unter Windows wäre sowas nie passiert. Daß sich ein System derart zerschießen kann, und es bei so banalen Dingen wie einem Flash-Plugin auch tatsächlich tut, ist ein K.O.-Kriterium.
Software
Audacity, Dia, Inkskape, Pidgin, UFRaw, VLC Media Player, usw. habe ich zusätzlich installiert, weil es nicht zur Vorauswahl gehört. Installiert waren hauptsächlich komische Programme, die man nicht kennt und nicht kennenlernen will, weil es sie unter Windows nicht gibt. Ich bevorzuge unter Windows Programme, die es auch für Linux gibt, weil man dann kein Knowhow aufbaut, das einen an ein bestimmtes System fesselt. Aber umgekehrt gilt das eben auch. Insgesamt komme ich mit der Softwarelandschaft von Linux nicht gut klar, weil doch einiges fehlt. Auch die Oberfläche ist ein Rückschlag. Mit Windows bin ich nicht nur deshalb viel produktiver, weil ich es besser kenne, sondern weil es einfach besser ist. Das ist schade, aber ich denke, daß Linux so nicht in die breite Masse skalieren kann. Und damit wird auch Knowhow-Aufbau in dem Bereich ein Nerd-Hobby bleiben. Warum sollte sich ein normaler Mensch das antun?
Fazit
Ich habe noch eine brachliegende Vista-Home-Premium-SystemBuilder-Lizenz. Für Vista ist der Rechner aus den eingangs genannten Gründen (Speicher und Grafik) zwar nun erst recht überhaupt nicht geeignet -- und außerdem ist es sinnfrei, auf dem Testrechner ein System zu instalieren, das auf dem Notebook bereits äußerst erfolgreich läuft -- aber ich habe schon mit Ubuntu 8.04 die vollen 1,5 Jahre lang defacto nicht herumgespielt und nach den frustrierenden Erfahrungen mit 9.10 nun erneut die Lust verloren. Sound geht zudem ja immer noch nicht, die Oberfläche ist immer noch häßlich, und sämtliche interessanten Anwendungen gibt es auch für Windows.
Ich würde Linux so gerne unterstützen, weil es Open Source ist. Das gedruckte Handbuch von S.u.S.E.-Linux 4.2 von Mai 1996 (!) habe ich gerade wiedergefunden. Seit dem Slackware von 1993 habe ich immer wieder Linux-Versionen ausprobiert. Ständig gab es andere Mode-Distributionen, was nicht weiter schlimm war, denn ich war schon im Studium mit UNIX-Rechnern großgeworden und kannte deren Heterogenität. Aber leider hat sich kaum was gebessert, und Windows und MacOS sind auf der Überholspur vorbeigezogen. Heutzutage möchte ich mich auf den Nutzen konzentieren und habe für einen Selbstzweck weder die Zeit noch daran Interesse. So ist das eben. So einfach ist das.
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