Trevor "kenne" ich seit vielen Jahren. Seine "Novellen aus den Nördlichen Bergen" in Queensland (Memori kaj Forgesi - Erinnern und Vergessen, 1992) waren letztlich der Grund, dass ich 1995 nach Australien gefahren bin und ein ganz anderes Land erlebt habe als das übliche Packbacker-, Känguru-, Down-Under-Touristen-Australien. Bis dahin hatte ich noch nie etwas von den Zwangsadoptionen von Kindern der Ureinwohner durch "christliche" Familien gehört, ein Thema, das erst zehn bis fünfzehn Jahre später durch die deutsche Presse ging, ebenso wenig davon, dass Australien die Sklaverei just in den Jahren einführte, in denen die USA sie offiziell abschafften.
Trevor persönlich kennen gelernt habe ich nie, obwohl er seit damals viele Jahre in Europa gelebt hat, zunächst in Rotterdam, wo er beim Esperanto-Weltbund arbeitete, später als Lehrer in Deutschland, Polen und anderen Ländern.
Über Deutschland hat er zwei Romane geschrieben, die sich mit der Nazi-Zeit befassen, aber darüber zu sehr allgemein menschlichen Fragestellungen kommen: Apenaŭ papilioj en Bergen-Belsen (Esperanto-Original 1994, englische Übersetzung No butterflies in Bergen-Belsen 1998) und Kvazaŭ ĉio dependus de mi ("Als ob alles von mir abhinge", 2009, bisher anscheinend keine Übersetzung in andere Sprachen). Die Concise Encyclopedia of the Original Literature of Esperanto (2008) würdigt ihn mit einem ziemlich langen Eintrag (S. 510-517).
Am 23. September 2010 um 20:00 wird er ins Esperanto-Haus in der Einbecker Straße 36 in der Nähe des Bahnhofs Berlin-Lichtenberg kommen. Man darf gespannt sein.
Memori kaj Forgesi
... Rapide li metis malantaŭ sin la domkorton, transiris la aŭtovojon kaj puŝis sin en la malamikan susuron de la altaj klingoherboj. Iun tagon li hazarde trafis en tiun lokon de tranĉoj kaj gratoj, kaj poste decidis, ke tiu iro tra la karnsegaj klingoherboj estas taŭga inico al lia ceremonio. Paĉjo iam rakontis, ke la indiĝenaj knaboj devis sin submeti al kruelaj inicoj antaŭ ol fariĝi viroj (fakte Paĉjo diris nigaj, sed la nova instruistino, fraŭlino Schneider, iam esprimis al Bram sian deziron, ke almenaŭ li uzu "indiĝeno" kaj ne "nigo").
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Kompreneble la klingoherboj estis nur preparo. La ĉefa afero okazadis ĉe la rivero. Forgesi kaj memori. Li ofte penis trovi alian nomon por ĝi. Eble fraŭlino Schneider, kiu vere aŭskultis kaj sciis trafe envortigi pensojn, povus doni al li vorton. Sed ne, ne eblis paroli al alia homo pri forgesi kaj memori; neniuj vortoj sukcesus fiksi la sperton, kaj krome li suspektis, ke se li provus dividi ĝin kun alia, ĝi eble ĉesus. ...
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Erinnern und Vergessen
... Schnell ließ er den Hof hinter sich, überquerte die Autostraße und drückte sich in das feindliche Säuseln des hohen Klingengrases. Eines Tages war er zufällig auf diesen Ort der Schnitte und Kratzer gestoßen und beschloss, dass der Gang durch das fleischsägende Klingengras eine angemessene Initiierung für seine Feier sei. Papa hatte irgendwann erzählt, dass die Jungen der Ureinwohner sich grausamen Initiierungen unterwerfen müssten bevor sie Männer wurden (tatsächlich hatte Papa Nigger gesagt, aber die neue Lehrerin, Fräulein Schneider, bat Bram irgendwann, dass zumindest er "Ureinwohner" statt "Nigger" sage).
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Klar, das Klingengras war nur die Vorbereitung. Die Hauptsache geschah am Fluß. Vergessen und Erinnern. Er hatte oft versucht, einen anderen Namen dafür zu finden. Vielleicht könnte Fräulein Schneider, die wirklich zuhörte und es verstand Ideen treffend in Worte zu fassen, ihm ein Wort geben. Aber nein, es war nicht möglich mit einem anderen Menschen über Vergessen und Erinnern zu reden; es gab keine Worte, die das Erleben festhielten und außerdem vermutete er, dass es - wenn er versuchte es mit einem anderen zu teilen - vielleicht aufhörte. ...
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