Zwar sind Katalogtexte nicht gerade für Verrisse bekannt - das liegt in der affirmativen Natur der Sache. Aber die Ranschmeiße der Eder-Hagiographen sucht schon ihresgleichen. Sie sind die guten Hirten eines Werks, das vor der bösen Welt beschützt und darum in den Himmel der Transzendenz gehoben werden muss.

Zitat: "Das süße verträumte Katzenkind, das hier die alleinige Herrschaft über die beschränkte 'kleine Welt' des Gemäldes innehat, führt auf den ersten Blick durchaus zu einem Konflikt, ist doch ein an sich triviales Motiv in die hohe Sphäre der Kunstwelt erhoben. Aber es handelt sich um ein rekursives Sujet im Ederschen Bildfundus, vor dessen Hintergrund es Substanz erhält und als Pars pro toto verstanden werden kann."

Wie bitte? In diesem willkürlich herausgegriffenen, gar nicht so krassen Beispiel einer Bildbeschreibung stimmt eigentlich gar nichts. Das heißt, eines stimmt: Blumig verklausuliert bildet sich eigentlich nur des Autors Erkenntnis ab, dass der Maler Banalitäten in Serie produziert. Doch sogleich wird der rhetorische Abwehrmechanismus angeworfen: Das Gegenteil der Banalität muss behauptet werden, sonst würde die Exegese keinen Sinn machen. Dadurch aber muss sich die Sprache verbiegen, sie kostümiert und parfümiert sich, sie faselt auch, in anderen Katalogbeiträgen, von Baudelaireschen Fratzen, grausamen Abgründen, Zerrüttung und Scheinexistenzen, wo es sich doch nur um knuddelige Katzenbabys handelt.

Holger Liebs, SZ vom 14.04.2009