„Wenn ein Trauma die Abkehr vom eigenen Selbst zur Folge hat, ist es keine Überraschung, dass wir uns kollektiv mit Reizen überfluten, die das Trauma sowohl ausnutzen als auch verstärken.
Leistungsdruck, Multitasking, (a)soziale Medien, Nachrichten, die Fülle von Unterhaltungsangeboten – all das führt dazu, dass wir uns in unseren Gedanken verlieren, in hektischen Aktivitäten, technischen Spielereien und nichtssagenden Gesprächen. Wir sind in zahllose Aktivitäten verstrickt, die uns nicht deshalb in ihren Bann ziehen, weil sie notwendig, inspirierend oder erbaulich wären, weil sie unser Leben bereichern und ihm Sinn verleihen würden – sondern einfach, weil sie die unmittelbare Gegenwart ausblenden.
Ohne uns der absurden Ironie gewahr zu werden, sparen wir, um uns die neuesten `zeitsparenden´ Geräte zu kaufen – nur damit wir mit ihnen die Zeit besser `totschlagen´ können. Die Wahrnehmung des Augenblicks ist zu etwas geworden, das es zu fürchten gilt.
Der Kapitalismus in seinem späten Stadium ist Experte darin, dieses Gefühl der Angst vor der Gegenwart zu nähren. Tatsächlich hängt ein Großteil seines Erfolgs davon ab, dass die Kluft zwischen uns und der Gegenwart, unserem größten Geschenk, immer größer wird, und dass die trügerischen Produkte und künstlichen Ablenkungen der Konsumkultur die entstandene Lücke füllen.“
(Dr. Gabor Mate', Vom Mythos des Normalen, Kösel Verlag 2023)
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Ein passender Soundtrack dazu wäre Raven - Overload
„One way ticket
Going off the edge
Under pressure,
Under fire
It will never end
There's only one way to satisfy yourself
Make everything louder then everything else
We´re heading for the overload
We´re heading for the overload
Maximum intensity is what it really means to me
Heading for the overload „
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