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Posted: 25 Jan 2023


Taken: 25 Jun 2022

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Erhaltene Fördermaschinen- und Werkstattgebäude (Zeche Nachtigall, Witten-Bommern) / 25.06.2022

Erhaltene Fördermaschinen- und Werkstattgebäude (Zeche Nachtigall, Witten-Bommern) / 25.06.2022
Die Anfänge der Zeche Nachtigall, der größten erhaltenen Anlage im Muttental, reichen in vorindustrielle Zeit zurück. Schon seit Jahrhunderten gruben die Bauern in diesem Gebiet nach Kohlen für ihren Eigenbedarf. 1714 erwarb der Adelige von Elverfeldt für die Zeche Nachtigall das Recht, Steinkohle abzubauen. Der Abbau erfolgte in Kleinbetrieben mit drei bis sechs Mann. Zur Selbstversorgung hielten die Bergleute oft Ziegen und Schweine und bauten Gemüse, Kartoffeln und auch Obst an.

Die Kohlengrabungen beschränkten sich lange Zeit auf das Graben von Löchern, den sogenannten Pingen. Jedoch hatten Bergschäden durch den Pingenbau die Landwirtschaft zum Teil erheblich beeinträchtigt. Mitte des 18. Jahrhunderts kam es dann zu den ersten Stollenbauten. In die Stollen eindringendes Wasser wurde durch sogenannte Erbstollen zur Ruhr abgeführt. Neben der Wasserführung leisteten solche Stollen auch die Ableitung der Grubengase, die Frischluftzufuhr und teilweise auch den Kohlentransport.

Lange Zeit wurden Haspelanlagen zur Förderung der Kohlen benutzt. Den Antrieb leisteten zunächst Mensch und Pferd. 1829 wurde dann die Muttentalbahn, eine 6 km lange Schienenbahn, zum Kohlentransport mit Pferdeantrieb gebaut. Sie führte südwärts zur Kohlenniederlage an der Straße nach Wuppertal und in das Bergische Land sowie das Siegerland zur Versorgung der dortigen Eisenhütten. Nach Norden führte die Muttentalbahn zur Kohlenniederlage an der Ruhr. Schon 1780 war die Ruhr durchgängig von Herdecke bis zum Rhein schiffbar – für den Kohlentransport, der vorher auch über längere Distanzen mit Schubkarren und Pferden erfolgt war, eine große Erleichterung.

Bald lösten Dampfmaschinen das Wasserhaltungsproblem. Sie machten den Abbau von Kohle auch unterhalb des Wasserspiegels der Ruhr möglich. 1832 begann man auf der Zeche Nachtigall mit dem Abteufen des Tiefbauschachtes Neptun, der schräg durch das Gestein verlief. Um die dafür erforderlichen immensen Kapitalmengen aufbringen zu können, schlossen sich zur gleichen Zeit die kleineren Zechen Nachtigall, Eleonore, Widerlage, Aufgottgewagt, Turteltaube, Braunschweig und Theresia zur "Gewerkschaft Vereinigte Nachtigall" zusammen. Friedrich Harkort (1793–1880), der eine mechanische Werkstatt in Wetter betrieb, lieferte die Maschinen für die Schachtanlage (Wasserhaltung und Förderung). So konnten Mitte der 1830er Jahre bereits über 20.000 t Kohle gefördert werden, die Belegschaft betrug zunächst noch ca. 120 Mann. Schwierigkeiten mit der Wasserhaltung führten im Jahr 1839 zur Niederbringung eines leistungsfähigeren, senkrechten Schachtes (Schacht Hercules), der 1844 den Betrieb aufnahm.

Nachdem um 1850 auf dem Gelände der Zeche Theresia ein dritter Schacht namens "Catharina" abgeteuft und kurze Zeit später eine untertägige Verbindung dorthin hergestellt wurde, entwickelte sich Nachtigall zur größten Zeche im Ruhrgebiet. Mitte des 19. Jahrhunderts arbeiteten hier etwa 300 bis 500 Menschen, die zusammen über 85.000 t Kohle aus Tiefen bis zu 450 m förderten. Eine Brücke über der Ruhr, die Nachtigallbrücke, stellte eine Verbindung von der Zeche Nachtigall zum heutigen Hauptbahnhof Witten her. Der Anschluss lag an der Bahnstrecke Wuppertal-Elberfeld–Dortmund, die 1848 eröffnet wurde. Erleichtert wurde der Kohlentransport, als ab 1874 eine Bahnlinie durch das Ruhrtal verlief. Ein eigener Güterbahnhof sorgte bald für einen reibungslosen Transport von und nach Nachtigall. 1876 wurde auf dieser Zeche nun auch die maschinelle Seilfahrt eingeführt, d.h. die Bergleute mussten nun nicht mehr über lange Leitern den Schacht hinab klettern, um ihre Arbeitsplätze untertage zu erreichen.

Der Zeche war aber nur eine kurze Blütezeit von 1867 bis 1876 beschieden. Bald schon stellte sich heraus, dass der Kohlenvorrat zur Neige ging und es trotz zweier Dampfpumpen immer schwieriger wurde, die Wasserhaltungsprobleme zu bewältigen. Aus diesem Grund kam es 1883 zum Zusammenschluss mit der Zeche Helene Tiefbau in Heven zur "Zeche Vereinigte Helene & Nachtigall". 1890 arbeiteten auf dem Betriebsteil Nachtigall noch etwa 880 Bergleute. Um den Kohlenpreis stabil zu halten und Überproduktion zu vermeiden, wurde die Fördermenge für die einzelnen Zechen im Ruhrgebiet quotiert. Die größeren Tiefbauanlagen nördlich der Ruhr kauften die nahezu unrentablen Zechen im Muttental auf, um insgesamt größere Mengen fördern zu dürfen. Darüber hinaus ist die Kohle im Wittener Gebiet im Gegensatz zur Fettkohle der Hellweg- und Emscherregion nicht zur Verkokung geeignet. So stellte die Zeche Nachtigall bereits 1892 die Kohlenförderung ein. Vier Jahre später kam es auch zum Aus für den Förderstandort Helene und damit für den gesamten Grubenbetrieb. Die Bergleute kamen zum großen Teil in den Zechen der nördlichen Bergbauregion oder in anderen Industriebetrieben unter. Der Einstellung des Zechenbetriebs und der Wasserhaltung auf Nachtigall folgte das Absaufen der Tiefbauzeche. Einige Gruben und Stollen blieben hingegen wasserfrei, was später noch von Bedeutung wurde. In diesen alten Grubenbauen wurden nämlich in den 1920er Jahren und in der Zeit der Kohlenknappheit nach dem Zweiten Weltkrieg Reste von Vorkommen abgebaut.

Auf dem alten Zechengelände ließ der Unternehmer Dünkelberg Ringöfen für eine Dampfziegelei bauen. Als Nachfolgenutzung für den Zechenbetrieb begann 1897 die Ziegelproduktion auf Nachtigall. Die von Dünkelberg selbst konstruierte Ziegelpresse wurde ein Exportschlager – bis nach China fand sie Absatz. Erst 1963 wurde die Produktion auf der Ziegelei eingestellt. Kleinere Betriebe, wie z.B. ein Schrottplatz und eine Kranzbinderei, hielten Einzug auf das einstige Zechengelände – aber nur für kurze Zeit. Die Gebäude verfielen immer mehr, die Zechenwohnhäuser wurden 1966 abgerissen.

1983 übernahm der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Zeche Nachtigall in das Westfälische Industriemuseum (LWL-Industriemuseum). Erhalten geblieben sind von der über 300 Jahre alten Zeche heute das 1868 erbaute Maschinenhaus, ein Werkstattgebäude sowie der Kesselhausschornstein; aber auch die beiden erhaltenen Ringöfen der ehemaligen Ziegelei sind zu besichtigen. Das LWL-Industriemuseum hat diese Anlage rekonstruiert und zeigt den Ziegler-Alltag bis in die 1960er Jahre. Ferner erinnert an die Kohleschifffahrt der Nachbau einer 170 Jahre alten Ruhraake in Originalgröße. Im Rahmen einer Ausstellung zum frühen Bergbau an der Ruhr sind auch die Ausgrabungsstätten um den Schacht Hercules zur Besichtigung freigegeben. Die Ausstellung "Zeche Eimerweise" beschreibt das Leben auf Kleinzechen in der Nachkriegszeit. Der Nachtigallstollen zeigt unter Tage typische Arbeitssituationen im Kleinbergbau, dort trifft man außerdem auf ein echtes Kohlenflöz.

Eine weitere Besonderheit des LWL-Industriemuseums Zeche Nachtigall ist die im Maschinenhaus aufgestellte Dampffördermaschine von 1887, die eine bewegte Vergangenheit hinter sich hat. Ursprünglich war sie in einer Gronauer Baumwollspinnerei im Einsatz, bevor sie 1911 als Abteuf-Fördermaschine für die Zeche Jacobi in Oberhausen umgebaut wurde. Von 1921 an diente sie als Fördermaschine auf der Bottroper Zeche Franz Haniel, bis sie 1987 hierher transloziert und restauriert wurde. Heute kann die Maschine für Besucher mithilfe eines Elektromotors in Bewegung vorgeführt werden.
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