DannyB93

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Posted: 28 Oct 2021


Taken: 19 Jul 2020

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Ruhrgebiet
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Fördergerüst von Schacht 2 mit Maschinenhaus (Zeche Fürst Leopold 1/2, Hervest-Dorsten) / 19.07.2020

Fördergerüst von Schacht 2 mit Maschinenhaus (Zeche Fürst Leopold 1/2, Hervest-Dorsten) / 19.07.2020
Die Geschichte der Zeche Fürst Leopold begann 1906, als die Gewerkschaft Consolidation aus Gelsenkirchen mehrere Einzelfelder nördlich von Dorsten erwarb und sie zu einem 21 km² großen Grubenfeld zusammenfasste. Benannt wurde das Bergwerk nach Nikolaus Leopold Fürst zu Salm-Salm, Kaufmann und erhebliches Mitglied des preußischen Herrenhauses, der zur Zeit der Zechengründung das Bergregal innehatte, also das Verfügungsrecht über die Bodenschätze besaß.

1910/11 wurde mit dem Abteufen der Schächte 1 und 2 im Gefrierverfahren begonnen. Das Steinkohlengebirge erreichte man innerhalb von nur einem Jahr bei 600 m Tiefe. Anfang 1913 wurde die erste Kohle zu Tage gefördert. In diesem Jahr förderte die 626 Mann starke Belegschaft bereits 40.000 t von dem "schwarzen Gold", 1914 waren es über 120.000 t. Untergebracht waren die Bergarbeiter in der nahe gelegenen Siedlung Fürst Leopold, die von 1912 bis 1920 im Gartenstadtcharakter errichtet worden ist. Mit ihr entstand im Laufe der Zeit der heutige Dorstener Stadtteil Hervest. 1918 erwarb die Hoesch AG das Eigentum der Zeche Fürst Leopold. Etwa 2100 Bergleute förderten im Jahr 1925 rund 510.000 t Kohle. 1927 begannen die Arbeiten für einen eigenen Zechenhafen am Wesel-Datteln-Kanal, der drei Jahre später den Betrieb aufnimmt. Eine knapp 2 km lange Werksbahn stellte eine Verbindung von der Schachtanlage zum Hafen her.

Die im Jahr 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise erfasste 1930 auch die allgemeine Industrie im Ruhrgebiet und hatte auch für den Bergbau verheerende Folgen. Nach anhaltenden Absatzproblemen übernahm die Hoesch AG zunächst die Gewerkschaft der benachbarten Zeche Baldur. 1931 gab man Baldur dann als Förderstandort auf. Es wurde eine untertägige Verbindung zur Zeche Fürst Leopold erstellt, und das Verbundbergwerk nannte sich fortan "Fürst Leopold/Baldur". Die Gesamtförderung kam auf Fürst Leopold zu Tage, zur besseren Bewetterung blieben die Baldur-Schächte weiterhin als Außenanlage in Betrieb. Ende der 1930er Jahre schafften 5000 Beschäftigte über und unter Tage, mehr als eine Million t Kohle pro Jahr zu fördern.

1945 erlitten die Tagesanlagen schwere Kriegsschäden durch Bombenangriffe; das Grubengebäude stand teilweise unter Wasser. In diesem Jahr sank die Förderung auf etwa 280.000 t ab. Nach dem Ende des Krieges begannen die Wiederaufbau- und Reparaturarbeiten, so dass wieder ein regulärer Betrieb aufgenommen werden konnte. 1953 wurde hier ein Hochdruckkraftwerk erbaut, welches das alte Kesselhaus ersetzte und außerdem einen sicheren Absatz garantierte. Mit der anstehenden Gas- und Gasflammkohle wurde ab 1955 zusätzlich eine Anlage zur Gaserzeugung versorgt, das Gas mit Erdgas versetzt in das Stadtgasnetz einspeiste. Insgesamt waren das 30% der Kohleförderung.

Um den deutschen Bergbau weiter zukunftsfähig betreiben zu können, wurde 1968 die Ruhrkohle AG (RAG) gegründet, in die man 80% der damaligen Bergwerke in Deutschland zusammenfasste. Auch das Bergwerk Fürst Leopold-Baldur wurde 1970 in die RAG eingegliedert. Im gleichen Jahr bildete Fürst Leopold mit der nordöstlich gelegenen Zeche Wulfen eine Werksdirektion, beide Anlagen blieben aber zunächst selbstständig. Mitte der 70er Jahre stieß man im Raum Dorsten-Wulfen auf ergiebige Kohlevorkommen. Es entstanden daher Pläne, einen unterirdischen Verbund mit der Zeche Wulfen einzurichten. In diesem Zusammenhang wurden auf Fürst Leopold die Aufbereitungsanlagen modernisiert und der Schacht 1 erhielt 1976 ein neues Fördergerüst mit automatischer Skipförderung. Die dazugehörige Vierseil-Fördermaschine war zuvor auf der Zeche Hannover in Bochum im Einsatz. 1981 erfolgte der Durchschlag nach Wulfen mittels einer 7,5 km langen Strecke. Die gesamte Förderung des Bergwerks Fürst Leopold/Wulfen, wie es nun genannt wurde, hob man im Schacht 1 zu Tage. Das Baufeld hatte eine Fläche von 96 km², die größte Tiefe lag Anfang der 1990er Jahre bei 1323 m. 1997 erzielte das Verbundbergwerk mit 2,4 Millionen t Kohle die höchste Jahresfördermenge in seiner Betriebsgeschichte.

Im Rahmen mehrerer Anpassungsmaßnahmen der RAG-Tochter Deutsche Stein- kohle-AG (DSK) erfolgte 1998 der Verbund von Fürst Leopold/Wulfen mit der Zeche Westerholt zum "Bergwerk Lippe". Rationalisierungspläne hatten zur Folge, dass die Zeche Fürst Leopold nach und nach ihre Bedeutung als Förderstandort verlor. Am 17. August 2001 wurde schließlich die Förderung eingestellt. Alle Kohlen des Verbundbergwerks gingen nun unter Tage nach Westerholt, während auf Fürst Leopold die Schächte 1 und 2 zum Zwecke der Seilfahrt/Bewetterung in Betrieb blieben. Nach der Stilllegung des Bergwerks Lippe im Jahr 2008 dienten sie noch eine längere Zeit der zentralen Wasserhaltung der RAG und wurden dann Anfang 2019 verfüllt. Schacht 1 erhielt dabei eine Brunnenröhre, damit dieser als Reservebrunnen vorgehalten werden kann. Sollte die Förderung des Grubenwassers an den anderen Standorten im Ruhrgebiet zu einem höheren Anstieg als berechnet führen, könnte so durch Einhängen von Tauchpumpen in Schacht 1 die Wasserhaltung im Revier unterstützt werden.

Der Großteil der Tagesanlagen auf der Zeche Fürst Leopold wie Kohlenwäsche und das Fördergerüst von Schacht 1 wurde zwischen 2008 und 2010 abgerissen. Erhalten blieben hingegen die denkmalgeschützten Verwaltungs- und Kauengebäude, der Zecheneingang und das Fördergerüst über Schacht 2 (erbaut um 1912) mit Maschinenhaus. Letztere wurden 2011 in die Obhut der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur übergeben. Auf dem restlichen ehemaligen Zechengelände findet sich heute das "Creativ Quartier Fürst Leopold", das neben viel Kunst und Kultur auch verschiedene gastronomische Einrichtungen beherbergt. Dabei wird das Areal mit seinen Gebäuden so genutzt, dass sich vielfach ohne große bauliche Veränderungen der kreative Charme der bergbaulichen Anlagen als Kulisse und Bestandteil der heutigen Nutzung integriert. Das Creativ-Quartier ist zu einem ganz besonderen Ort geworden und hat sich zu einem Anziehungspunkt entwickelt.

Attraktion der Anlage sind im Maschinenhaus von Schacht 2 die beiden Dampffördermaschinen, eine Zwillings-Tandem-Maschine von 1912 und eine Zwillingsmaschine von 1915. Sie waren die letzten mit Dampf betriebenen Fördermaschinen im Ruhrgebiet und wurden Mitte 2008 stillgelegt. Zusammen mit der Denkmalstiftung hat hier der Bergbauverein Dorsten e.V. ein Informations- und Begegnungszentrum errichtet, das im März 2015 mit einem Tag der offenen Tür eröffnet wurde.
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