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Die Geschichte einer Ledertasche
Ab 1946 fuhr ich jeden Wochentag - auch am Samstag -
mit dem Fahrrad zum Gymnasium nach Paderborn.
das waren hin und zurück etwa 20km.
Meine Schultasche war aus dem damals bekannten
'Pappmasche'
einem einigermaßen haltbaren Material.
Alle Koffer waren daraus gemacht.
Häufig riss der Griff ab, weil der Inhalt zu schwer war.
Und so bat ich meine Mutter mehrmals:
Ich brauche eine Schultasche aus Leder
meine Pappmasche Tasche hält nicht mehr lange.
? Aber woher nehmen ?
Eines Tages sagte sie plötzlich:
" Wir fahren nach Euskirchen bei Köln."
- Meine Vater war gebürtig aus Euskirchen -
" Auf dem Schwarzmarkt in Köln
haben wir vielleicht Glück.
Das wird wahrscheinlich teuer werden.
Aber im Juni ist die Währungsreform
dann ist das Geld sowieso nichts mehr wert."
Meine Eltern hatten etwa 2000 Reichsmark gespart.
In Euskirchen angekommen, meinte meine Tante zuversichtlich:
" Das wird schon klappen,
ich war schon des öfteren dort."
Also fuhren wir nach Köln zum Schwarzmarkt.
Ich habe in Erinnerung:
Das war ein großer von Trümmern geräumter Platz.
Auf dem Platz bewegten sich zwei Menschenschlangen
jeweils in entgegengesetzter Richtung.
Wer was kaufen oder tauschen wollte
rief laut, was er hatte oder suchte.
Meine Tante als erfahrene Käuferin rief also relativ laut:
"Ledertasche - Ledertasche"
Und tatsächlich - nach etwa 5 Minuten
hielt aus der Nachbarschlange jemand eine Ledertasche hoch.
Preis: 6oo Reichsmark.
Etwas ungläubig aber beglückt
hielt ich eine fast neue Ledertasche in meinen Händen.
Meine Mutter sagte nur:
" Wenigstens etwas Haltbares für das Geld."
- Wie recht sie doch hatte -
diese Tasche im Jahre 2018
- 70 Jahre später -
noch unversehrt in den Händen zu halten.
- Foto von 1950 -
Sie hat mir von 1948 - 1958
und später meiner Tochter von 1987 - 1990
viele Jahre treue Dienste geleistet
insgesamt 13 Jahre.
Auch jetzt wird sie noch hin und wieder gebraucht.
Wir kannten damals einen Spruch:
"Gute Ware hält sich."
Wie wahr.
Damals kannte man noch nicht das Wort:
"Wegwerfgesellschaft"
- Obwohl -
Zerstörungen im Krieg
waren mehr als ein 'Wegwerfen'.
Eine kleine aber lebhafte Erinnerung
an eine jetzt schon lange zurückliegende Zeit.
Liebe Grüße Albert
Klasse und Danke fürs Zeigen.
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