Hans-Georg Kaiser
Kapriziöse Farben



Aus dem Rot, dass mir immer verhasster wurde,
machte ich eine Forschungsreise in das Schwarze.





Das Schwarze löschte das Rote mühelos aus
und verschaffte mir so eine scheinbare Befriedigung,
bis es schließlich - wie das Rot - zur Kette wurde.
Ein Schwarz, das anfängt einem die Kehle zuzudrücken,
kann man nur mit einem grandiosen Blau zügeln,
und so verliebte ich mich in das Blau des Himmels.



Doch weil das Himmelsblau die Farbe des Paradieses ist,
hielt ich es nicht lange im Blauen aus und sehnte mich
nach den erregenden Farben Gelb und Orange, die mich
aus der Wolkenlosigkeit des Himmelblaues erlösen könnten.



Ich wütete in Gelb und Orange,
mit dem schöpferischen Ungestüm eines Giganten,
aber, ach, Gelb und Orange wurden plötzlich rot,
und das Rot schrie wie verlorene Seelen schreien,
und es wurde mir schwarz vor Augen und ich sehnte
mich wieder nach dem Himmelsblau.




Der Himmel wurde blau, und alles das,


was an Qual und Schmerz und Hass in mir war,
zog sich in den blauen Horizont zurück,
wo sich diese schwarzen Gefühle am Ende ganz verloren.
Und dann sah ich die blaue Blume,
und ich lief zur blauen Blume hin,
doch als ich sie erreichte, war sie nicht mehr blau.



Die Sonne war am Untergehen, in Gelb und Orange.
Und ich wollte mich festhalten in diesem Gelb und Orange,
aber die Sonne wurde röter und röter
und die schwarze Nacht fiel auf mich.
Und ich, der es in nur einer Farbe
nicht lange aushält, verzehrte mich vor Sehnsucht
nach dem Blau des kommenden Tages.