12.04.2012 | 19:28 Uhr
Düsseldorf. Neben dem Opernhaus in Düsseldorf, am Eingang zum Hofgarten, wird im Herbst ein neues Denkmal für Felix Mendelssohn Bartholdy aufgestellt. Mit 24 wurde Mendelssohn Bartholdy Musikdirektor in Düsseldorf. Die Nationalsozialisten hatten das Denkmal für den jüdischen Komponisten entfernt.
Die Düsseldorfer Musikfreunde haben ihn verehrt und geliebt, bis die Nationalsozialisten ihn wegen seiner jüdischen Herkunft vom Sockel stießen: Felix Mendelssohn Bartholdy. Jetzt kehrt sein Denkmal zurück. Direkt neben dem Opernhaus in Düsseldorf, am Eingang zum Hofgarten, wird es im Herbst aufgestellt. Musikfreunde haben spontan und reichlich für die neue Bronze-Plastik gespendet. In der Kunstgießerei Kayser im Hafen wird sie zurzeit in Form gebracht.
„Dass die Idee so schnell realisiert wird, habe ich nicht gedacht“, sagt Professor Bernd Kortländer vom Heinrich-Heine-Institut. Der Literaturwissenschaftler gab den Anstoß zur Rekonstruktion des Denkmals, als er 2009 die Mendelssohn-Ausstellung arrangierte. Nun freut er sich über die rundum positive Erfahrung und 120 000 gespendete Euros: „Ich habe großen Respekt vor den Düsseldorfer Bürgern.“ Kortländer ist sicher, dass viele damit ein Zeichen setzen wollen gegen die Zerstörung durch die Nationalsozialisten.
Kein Casanova
Mit gerade mal 24 Jahren wurde Mendelssohn (1809-47) Musikdirektor in Düsseldorf. „Er sah gut aus, die Frauen himmelten ihn an, aber er war kein Casanova“, beschreibt Julius H. Schoeps ihn in seinem Buch „Das Erbe der Mendelssohns“. Ein 1830 gemaltes Porträt zeigt den Komponisten als jungen Mann, der geradezu etwas Dandyhaftes an sich hat.
Eine schlanke Gestalt mit Dirigierstab und Notenpult – so wurde er in dem 1901 am Opernhaus eingeweihten Denkmal dargestellt. 35 Jahre stand er da. Dann wurde er von der nationalsozialistischen Stadtverwaltung entfernt, im Ehrenhof gelagert und vier Jahre später zu „Führers Geburtstag“ eingeschmolzen und zu Kriegsmunition verarbeitet.
Ärger über die Musici
Zum Glück war der Gips-Entwurf gerettet worden. Es wurde im Stadtmuseum aufbewahrt und dient jetzt der Kunstgießerei als Modell. So entsteht die Statue völlig neu: In einer Größe von 2,70 Metern wird der Komponist überlebensgroß dargestellt.
Zwei Jahre lang blieb Mendelssohn in Düsseldorf. Wilhelm von Schadow, Leiter der Kunstakademie, nahm ihn im Mai 1833 bereits als Leiter des Niederrheinischen Musikfestes unter die Fittiche und sorgte dafür, dass der Musiker von der Düsseldorfer Gesellschaft herzlich begrüßt wurde. „Das Bürgertum wusste Mendelssohns Talente zu schätzen“, schreibt Schoeps.
Jahresgehalt von 600 Talern
Schon während des Musikfestes wurde der Vertrag mit Mendelssohn ausgehandelt. Bei einem für damalige Zeit respektablen Jahresgehalt von 600 Talern war der Musikdirektor künstlerisch verantwortlich für das gesamte Konzertwesen mit Chor und Orchester, für die Kirchenmusik, die Auswahl der Sänger und Musiker. Wie temperamentvoll es dabei zuging, ist in seinen Briefen (er schrieb bis zu 30 Briefe am Tag!) nachzulesen. So berichtet er von Musikern, die sich im Orchester prügeln, von Geigern, die unter aller Würde geigten und einem Chor, der sich betrank. Bei einer Probe zu „Egmont“ schlug er sogar eine Partitur entzwei „vor Ärger über die dummen Musici… aber darauf spielten sie gleich mit mehr Ausdruck“
Ursula Posny
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